Residency.ch zu Gast: Carte Blanche für internationale Kunstschaffende

Charlotte Bricault: «Raadsel van een hoekje» und VESTIGES

Freitag, 14.07.2017 - Freitag, 28.07.2017


In den heissen Sommerwochen steht die Orangerie internationalen Kunstschaffenden von residency.ch als Galerie zur Verfügung. Während der Garten vor Hitze flirrt, ruht die Ausstellung in der kühlen, stillen Orangerie. Mit einer Carte Blanche ausgestattet überrascht uns diesen Sommer Charlotte Bricault, Belgique/France.

Veranstaltende: BOGA, residency.ch
Redner, Rednerin: Charlotte Bricault
Datum: 14.07.2017 - 28.07.2017
Uhrzeit: 14:00 - 17:00 Uhr
Ort: Orangerie
Botanischer Garten der Universität Bern
Altenbergrain 21
3013 Bern
Merkmale: Öffentlich
kostenlos

Die französische, in Brüssel sesshafte Künstlerin Charlotte Bricault (*1985) konnte im Frühjahr dieses Jahres im Rahmen des Residency-Programms im PROGR während 3 Monaten das Berner Umfeld kennenlernen und ihre Arbeit im Kontext von Natur & Kultur weiterentwickeln.

Die gelernte Floristin, die anschliessend die Brüsseler Ecole d'Arts et Techniques du Paysage absolvierte, hat sich im Medium der Keramik weitergebildet. Dieser Werdegang, das Wissen und die Auseinandersetzungen um die Kulturen der Natur und den Möglichkeiten einer kulturellen Gestaltung umfasst und prägt Charlotte Bricaults kreative Suche. Stets sind es Pflanzen, die sich im natürlichen Umfeld in selbstverständlicher Weise ausbreiten, die die Aufmerksamkeit der Künstlerin in Anspruch nehmen und die sie als Sammelgut in ihr Werk integriert.

Im Frühjahr 2017 hat Bricault ihre Installation «Raadsel van een hoekje» (Wo wir den letzten Sommer verbracht haben) in der neu eröffneten Berner Kunstraum «Dreiviertel» an der Monbijoustrasse präsentiert. Fragile, weisse Tonkissen lagen im Raum, durch deren Hohlräume gefundene Äste ihren Weg suchten.

Die Sommerausstellung VESTIGES in den leeren Räumen der Orangerie setzt diese Auseinandersetzung fort. Der kahle, industriell anmutende Raum mit grosser Fensterfront, der im Winter die Zitrus-, Olivenbäume und Palmen beherbergt, befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den Arbeitsräumen der Biologen der Universität Bern. Hier werden die Biodiversität und Wildpflanzen erforscht, ein Themenbereich, den auch Charlotte Bricaults Suche prägt und bei gemeinsamen Gesprächen ihren Horizont erweitert.

Bei Wanderungen der Aare entlang sammelt die Künstlerin Wildpflanzen, die sie in ihrem Atelier in weiches Steingut drückt und im Ofen bei 980 Grad brennt. Es entsteht eine Serie von 18 monochromen Steinplatten mit den Silhouetten ausgesuchter Wildpflanzen, die ihren Weg gleichsam wie Fossilien zurück in die Erde finden. Präsentiert werden die fragilen Platten wie ein erblasstes Herbarium an den Wänden in der Orangerie. Am Boden im Raum findet sich, inmitten der kreisrunden Spuren der dort halbjährlich lebenden Topfpflanzen, eine Installation mit Kissen (oder Schaltstellen) und brüchigen Ästen, die diese durchziehen, zeichnen und durch diese in den Raum weiterführen. Als Orte des Verharrens und der Hingabe sind sie zugleich auch Ausgangspunkte für weitere Wege und Verbindungen, die von fragilen, doch beständigen Elementen der Natur geführt werden.

Text: Esther Maria Jungo

«Raadsel van een hoekje»

Grès cuit à 980°C, branches de différentes espèces d'arbres.

Paysage organique où l'homme est de passage. Les branches des arbres se mêlent à un objet du quotidien: le coussin, métaphore onirique de l'inconscient, des rêves et du repos.
Il se passe quelque chose sous la matière, la terre est marquée par les ramifications des branches faisant écho aux origines généalogiques.
Sous le minéral, un réseau organique s'érige laissant place à une interprétation humaine et charnelle.

Charlotte Bricault, juillet 2017

 

«Vestige»

J'ai récolté des plantes sauvages qui poussent le long de l'Aare et relevé quelques espèces glanées sous la forme d'un " herbier" en grès ( céramique) cuit à 980°C.

La terre est marquée par l'empreinte des plantes faisant écho au processus de fossilisation.

Le fossile est une trace de vie qui provient du sein de la terre. Ce reste ou cette empreinte de corps organique est conservé dans les dépôts sédimentaires.
Un organisme vivant peut devenir une archive du passé.

Les plantes sauvages sont spontanées, elle poussent selon d'autres critères de culture sans y avoir été intentionnellement installées.
Ces fossiles actuels sont un antonyme mettant en parallèle le passé et le présent, la culture et la nature.

Charlotte Bricault, juillet 2017