Botanischer Garten

Ex-situ-Vermehrung bedrohter Pflanzenarten

Der BOGA ist ein wichtiger Partner bei der Umsetzung von Naturschutz und Artenförderungsmassnahmen. So werden in Zusammenarbeit mit Kantonen und anderen Institutionen gefährdete Arten ex situ (ausserhalb ihres natürlichen Lebensraums) im BOGA kultiviert und für Wiederansiedlungsprojekte bereitgestellt. Für alle Pflanzenarten dieser Projekte verfassen die verantwortlichen GärtnerInnen und WissenschaftlerInnen eine Kulturanleitung. Auch bei der Durchführung von Wiederansiedelungen oder dem richtigen Sammeln der gefährdeten Arten steht das BOGA-Team beratend zur Seite.

Alisma lanceolata

Foto: Vermehrung Alisma lanceolata

Wiederansiedelung des Lanzettblättrigen Froschlöffels im Kanton Bern

Der stark gefährdete Lanzettblättrige Froschlöffel (Alisma lanceolata) kommt in der Schweiz meist nur noch in kleinflächigen und isolierten Populationen vor. Ein Grund für seinen Rückgang ist der Verlust seines typischen Lebensraumes. Er wächst auf schlammigem Grund von Ufern, wo sich Überschwemmung und Trockenheit abwechseln und sich konkurrenzstärkere Arten nicht wohl fühlen. Der BOGA vermehrt dies Art seit 2020 für den Kanton Bern. Mit den hier gezogenen Individuen sind Ansiedlungen in renaturierte Uferzonen geplant.

Arabis collina

Foto: Anzucht Arabis collina

Wiederansiedelung der Mauer-Gänsekresse im Berner Jura

Die Mauer-Gänsekresse (Arabis collina) ist in der Schweiz vor allem im Wallis zu finden. Im Jura gibt es nur noch wenige, kleine Vorkommen. Sie wächst natürlicherweise im Lebensraum Kontinentaler Trockenrasen, in Felswänden. Weshalb sich diese Art oft in Mitten von Kletterrouten befindet und durch das Reinigen der Kletterrouten gefährdet wird. Der BOGA vermehrtdiese Art seit 2021 für den Kanton Bern. Eine besondere Herausforderung bei dieser Art ist die geplante Ansiedlung in den steinigen Untergrund.

Campanula cervicaria & Anagallis minima

© Beat Bäumler (Anagallis minima)

Wiederansiedlung der borstigen Glockenblume und des Kleinlings im Kanton Aargau

Die borstige Glockenblume (Campanula cervicaria) sowie der Kleinling (Anagallis minima) sind zwei stark gefährdete Pflanzenarten der Schweiz. Aufgrund ihres starken Rückgangs in den letzten Jahren wird beiden Arten ein hoher Massnahmenbedarf zugeordnet. Im Auftrag des Kanton Aargau vermehrt der BOGA diese beiden seltenen Arten für Wiederansiedlungsprojekte im Kanton Aargau. Dabei sollen die Pflanzen im BOGA angezogen und zur Blüte kommen. Danach werden die daraus entstehenden Samen für die Wiederansiedlungsmassnahmen verwendet.

Kulturanleitung Campanula cervicaria (PDF, 4.5 MB)

Cicuta virosa

Wiederansiedelung des Wasserschierling am Wohlensee

Der Wasserschierling (Cicuta virosa) wächst am Rande von Gewässern. Diese stark gefährdete Art ist vor allem durch verloren gegangene Wasserdynamiken bedroht, was zu Austrocknung oder Verschilfung der Vorkommen führen kann. Der BOGA vermehrt den Wasserschierling ex situ, damit der Kanton Bern ihn am Wohlensee wieder ansiedeln kann. Eine erste Ansiedlung hat bereits im Jahr 2020 stattgefunden eine zweite ist für 2022 geplant.

Gagea villosa

Foto: Vermehrung Gagea villosa im BOGA

Wiederansiedelung des Acker-Gelbsterns

Der Acker-Gelbstern (Gagea villosa) ist eine typische Art von Ackerrändern und Weinbergen, kommt aber auch in Parkanlagen vor. Wegen der Intensivierung der Landwirtschaft und v.a. dem vermehrten Einsatz von Pestiziden ist der Acker-Gelbstern in der Schweiz stark unter Druck geraten und wird heute in der Schweiz als vom Aussterben bedroht eingestuft. Zusammen mit den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt versucht der BOGA dem Acker-Gelbstern unter die Arme zu greifen und durch Wiederansiedlungen neue Populationen zu gründen.

Himantoglossum hircinum

Foto: Ausgrabung Bocks-Riemenzunge

Umsiedlung der Bocks-Riemenzunge im Zuge von Bauarbeiten an der A16

Die Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) gehört wohl zu den spektakulärsten einheimischen Orchideenarten. Mit ihren extrem verlängerten Zungenblüten, die bis zu 6 cm lang werden können, ist sie klar von allen anderen Orchideen in der Schweiz zu unterscheiden. Im Auftrag des Bundesamt für Strassen ASTRA hat der BOGA eine von Bauarbeiten bedrohte Population der Riemenzunge an der A16 ausgegraben und in den Garten verpflanzt. Nach Beendigung der Arbeiten an der A16 wird sie wieder an eine geeignete Stelle zurückverpflanzt.

Juncus stygius

Foto: Vermehrung Juncus stygius

Wiederansiedelung der Moor-Binse im Kanton Luzern

Von der Moor-Binse (Juncus stygius) existieren schweizweit nur noch zwei Populationen. Beweidung, Verbuschung und der Bau von Skipisten sind die Ursachen des Populationsverlustes. In Zusammenarbeit mit dem Kanton Luzern, versucht der BOGA seit dem Jahr 2020 diese Art zu vermehren, um mit den produzierten Individuen eine dritte Population zu gründen.

Myricaria germanica

Foto: Vermehrung Myricaria germanica im BOGA

Wiederansiedelung der Deutschen Tamariske an der Sense

Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Vermehrungs- und Ansiedlungsprojekt der Deutschen Tamariske (Myricaria germanica) an der Kander zusammen mit der IMPULS AG Thun, soll dieser Erfahrungsschatz nun einem zweiten Projekt zugutekommen: Auch entlang der Sense, wo es noch viele Standorte mit natürlicher Überschwemmungsdynamik gibt, möchte der Kanton Bern die Deutsche Tamariske wiederansiedeln. Der BOGA hat dafür im Spätsommer 2021 die Vermehrung gestartet.

Scheuchzeria palustris

Foto: Vermehrung Scheuchzeria palustris im BOGA

Wiederansiedelung der Blumenbinse im Kanton Bern

Die Blumenbinse (Scheuchzeria palustris) ist eine Art der Übergangsmoore und wird in der Schweiz als verletzlich eingestuft. Im Kanton Bern kommt die Blumenbinse nur noch in sehr klein und isolierten Populationen vor. Deshalb will der Kanton diese Vorkommen durch ex-situ-Vermehrungen und Ansiedlungen nun stärken und vernetzen. Der BOGA unterstützt ihn bei diesem Vorhaben, indem er bei der Sammlung der Pflanzen und Samen berät, und Pflanzen seit dem Spätsommer 2021 ex situ vermehrt.

Senecio erraticus

Foto: Vermehrung Senecio erraticus im BOGA

Wiederansiedelung des Spreizenden Kreuzkraut im Kanton Bern

Das Spreizende Kreuzkraut (Senecio erraticus) wächst gerne an etwas feuchteren und schattigen Stellen, wie zum Beispiel Waldrändern. Durch Verbuschung, aber auch weil Wald- und Wegränder häufig zu früh gemäht werden, ist diese Art bedroht. Da sie ausserdem mit dem giftigen Jakobs Greiskraut (Senecio jacobae) verwechselt werden kann, wird sie zum Teil aus Versehen aktiv bekämpft. Der BOGA vermehrt das Spreizende Kreuzkraut in den Jahren 2021 und 2022 für den Kanton Bern, welcher ein Ansiedlungsprojekt damit plant.

Abgeschlossene Projekte

Myricaria germanica (2018-2020)

Foto: Anzucht Myricaria germanica

Wiederansiedlung der Deutschen Tamariske im Berner Oberland

Die Deutsche Tamariske (Myricaria germanica) ist eine Pionierart von Flussläufen und besiedelt frisch freigelegte oder aufgeschüttete Kiesbänke. Wegen der Kanalisierung vieler Flussläufe findet die Deutsche Tamariske heute kaum noch geeigneter Lebensraum und steht auf der Roten Liste. Zusammen mit dem Kanton Bern versucht der BOGA die Deutsche Tamariske in restaurierten Flussläufen in Berner Oberland wiederanzusiedeln.

Vermehrung im BOGA: 2018-2020
Anzahl produzierter Individuen: ca. 450

Kulturanleitung Myricaria germanica (PDF, 1.4 MB)

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