Pflanzen des Monats 2021

Mai

Dezember: Japanischer Rosinen-Baum

Verdickter Fruchtstiel des Japanischen Rosinenbaumes (Hovenia dulcis THUNB.)
Verdickter Fruchtstiel des Japanischen Rosinenbaumes Foto: Deborah Schäfer

Der Japanische Rosinenbaum (Hovenia dulcis Thunb.) kann eine Höhe von 10 Metern erreichen und kommt von Indien bis China vor. Der cremefarbenen, süsslich duftenden Blüten, den dunkelgrün glänzenden Blättern und der leckeren «Früchte» wegen ist er eine beliebte Zierpflanze, die an sonnigen Stellen auch in unseren Breitengraden gut gedeiht.

Leckere Fruchtstiele

Die Früchte selbst sind mit ihren sehr harten Samenkapseln nicht geniessbar, die verdickten Fruchtstiele hingegen schon. Diese schmecken süss und nach Gewürzen wie Nelke und Zimt und erinnern manche geschmacklich an einen Gewürzkuchen. Andere wiederum meinen, dass sowohl Geschmack als auch Aussehen der Fruchtstiele an Rosinen erinnern – was den Namen Rosinenbaum erklärt. Dieses Jahr war der Herbst in Bern eher trocken, die Fruchtstiele des Japanischen Rosinenbaums im BOGA sind deshalb bereits ziemlich verdorrt und erinnern tatsächlich stark an Rosinen. Sonderlich lecker sind sie mittlerweile leider nicht mehr. Nicht nur die Fruchtstiele sind süss: Aus den jungen Blättern und den Samen kann ein honigähnlicher Süssstoff gewonnen werden.

Holz gegen Übelkeit und zum Möbelbau

Auch das Holz des Japanischen Rosinenbaums wird vielseitig genutzt. Eingelegt in Alkohol oder als Tee aufgekocht dient es als Mittel gegen Reiseübelkeit oder bei Unwohlsein nach Alkoholgenuss. In Korea wird es angeblich noch heute als Arznei verkauft. Das feine aber harte Holz wird zudem auch gerne zur Herstellung von Möbeln benutzt, weshalb es auch Japanisches Mahagoni genannt wird.

Helfer bei Wiederaufforstungen

In Thailand wird der dort heimische Japanische Rosinenbaum als Aufforstungshelfer eingesetzt. Dort, wo grossflächig Neophyten wie z.B. Eukalyptusbäume entfernt werden, entstehen grosse kahle und empfindliche Flächen. Hier wird der Japanische Rosinenbaum gezielt angepflanzt, da er schnell wächst, den Boden bedeckt und schützt, aber trotzdem Platz für andere heimische Pflanzen gewährt. Zudem ist er eine wichtige Futterpflanze für Vögel und Säugetiere.

November: Lampionblume

Auffällig orange, aber ungeniessbare Früchte der Lampionblume (Alkekengi officinarum MOENCH). Foto: Deborah Schäfer
Auffällig orange, aber ungeniessbare Früchte der Lampion-blume (Alkekengi officinarum MOENCH). Foto: Deborah Schäfer

Die von Europa bis China verbreitete Lampionblume (Alkekengi officinarum Moench (ehemals Physalis alkekengi L.)) gehört in die Familie der Nachtschattengewächse. Sie ist also eine nahe Verwandte von Tomate, Aubergine und Kartoffel.

Knallorange Hülle, filigranes Skelett

Der Name Lampionblume ist vom Fruchtstand inspiriert. Nachdem die eher unauffälligen, weissen Blüten verblüht sind, vergrössern sich die Kelchblätter. Es entsteht ein knallig orange gefärbter, papierartiger Blütenkelch. Dieser ist aufgebläht und umgibt die Frucht wie ein Lampion. Mit zunehmender Fruchtreife zerfällt der Blütenkelch nach und nach, bis nur noch ein bräunliches Adernetzwerk zu sehen ist. Durch dieses filigrane Pflanzenskelett ist die reife orange Frucht zu sehen, was an einen leuchtenden Lampion erinnert. Dieser Prozess von der orange umhüllten Frucht zum "Lampion" kann auch im BOGA beobachtet werden.

Zierpflanze und Trockengesteck

Mit einer natürlichen Verbreitung von Europa bis China, gedeiht die Lampionblume auch in den schweizerischen Gärten. Dort wird sie aufgrund ihrer auffälligen Fruchtständen gerne als Zierpflanze gesetzt. Auch in Trockengestecken sind die lange haltbaren Lampionblumen häufig zu finden.

Bitteres Heilmittel und essbare Verwandte

Alle grünen Pflanzenteile enthalten giftige Bitterstoffe. Die säuerlichen Früchte sind in geringen Mengen essbar. Sie wurden in der Volksheilkunde als Heilmittel bei Nieren- und Blasenleiden sowie bei Gicht und Rheuma eingesetzt. Aufgrund der enthaltenen Alkaloide ist beim Verzehr dieser Früchte aber Vorsicht geboten. Nun wird es wohl einige verunsicherte Leser*innen geben, gibt es doch Physalis, die in Lebensmittelgeschäften angeboten werden. Diese Vitamin-C-reichen Früchte im Supermarkt stammen jedoch von einer anderen Art und zwar von der Kapstachelbeere (Physalis peruviana L.). Im Gegensatz zu der Lampionblume verfärben sich die Blütenkelche der Kapstachelbeere nicht intensiv orange, sondern eher schwach orange oder bräunlich und ihre Früchte sind kleiner und weniger intensiv orange gefärbt.

Oktober: Die Schöne

Fruchtstand der Schönen Leycesteria (Leycesteria fromosa WALL.).
Fruchtstand der Schönen Leycesteria (Leycesteria fromosa WALL.). Foto: Deborah Schäfer

Die Schöne Leycesterie – auch Karamellbeere genannt – (Leycesteria formosa Wall.) stammt ursprünglich aus dem Himalaja-Gebiet. Sie gehört zu der Familie der Geissblattgewächse. Eine Pflanzenfamilie die über 700 vorwiegend strauchige oder schlingende Arten beinhaltet.

Die Schöne

Die Schöne Leycesterie ist ein sommergrüner Strauch mit den für die Familie der Geissblattgewächse typischen gegenständigen Blätter. Die Blüten und Früchte wachsen in einem traubigen Blüten- respektive Fruchtstand, der vor allem durch die purpurroten Deckblätter hervorsticht. Die Blüten selbst sind unauffällig weiss und duften süsslich. Im Oktober sind die Blüten bereits verblüht, jetzt können dafür die auffälligen Früchte betrachtet werden. Die essbaren, aber sehr bitteren Früchte sind zuerst wie die Deckblätter purpurfarben und werden danach stetig dunkler, bis sie beinahe schwarz glänzend verfärbt sind.  Auf die Schönheit der Blüten- und Fruchtstände weist sowohl der deutsche als auch der wissenschaftliche Name hin, denn auch «formosa» bedeutet «schön».

Beliebter Zierstrauch

Der Kleinstrauch kam als Zierpflanze nach Amerika und Europa und im 19. Jahrhundert war er in fast jedem viktorianischen Garten Englands vertreten. Diese Beliebtheit hatte mehrere Gründe: Zum einen hat er schöne Blüten- und Fruchtstände, zum anderen ist die Pflege sehr einfach. Der Strauch ist aufgrund seiner Herkunft aus dem Himalaja-Gebiet winterhart und wächst problemlos auf den verschiedensten Böden. Im Herbst kann er zurückgeschnitten werden und bildet im Frühling eine Vielzahl neuer Triebe, die schnell eine Höhe von ein bis zwei Meter erreichen und im Sommer wieder Blüten und später Früchte tragen.

Pfeifendes Holz

Während die Schönen Leycesterie vor allem als Zierstrauch genutzt wird, so gibt es noch einen weiteren, wenn auch eher verspielten Nutzen. Die verholzten Triebe des Strauches sind hohl und können korrekt zugschnitten – ähnlich wie beim Holunder –  als Pfeife oder Flöte genutzt werden.

September: Flaschenkürbis

Weibliche Blüte der Lagenaria siceraria (MOLINA) STANDL - Flaschenkürbis
Weibliche Blüte der Lagenaria siceraria (MOLINA) STANDL - Flaschenkürbis Foto: Deborah Schäfer

Der Flaschenkürbis (Lagenaria siceraria (Molina) Standl.) ist eine einjährige Kletterpflanze, deren Sprossen über 10 m lang werden können. Diese sind im Spätsommer mit weissen, duftenden Blüten bedeckt und im Herbst von grossen Früchten behangen. Der Flaschenkürbis ist eine der ältesten Kulturpflanzen und wurde mehrfach und unabhängig voneinander domestiziert. So ist eine riesige Vielfalt an Sorten mit unterschiedlichsten Fruchtformen entstanden. Ursprünglich stammt der Flaschenkürbis aus dem tropischen Afrika. Im BOGA wird er wie die anderen nicht frosttoleranten Pflanzen im Kübel gezeigt – von Mai bis September im Freiland und von Oktober bis April in der Orangerie.

Männchen in der Überzahl

Wie die meisten Kürbisgewächse haben Flaschenkürbisse weibliche und männliche Blüten. Die weiblichen Blüten sind am verdickten Fruchtknoten zu erkennen, aus dem sich die flaschenförmigen Früchte bilden. Bis eine weibliche Blüte gefunden wird muss allerdings etwas gesucht werden, denn auf eine weibliche Blüte kommen ca. 20 männliche.

Von Melkeimer bis Mundorgel

Die unreifen, noch weichen Früchte werden als Sommergemüse gegessen und aus den Samen lässt sich ein veganer Quark herstellen. Vor allem im asiatischen Raum stehen Flaschenkürbisse auf dem Speiseplan. Sind die Früchte reif, werden sie sehr hart und wasserundurchlässig. Sie dienen – oft verziert mit Schnitzereien oder Brandmalerei –als Aufbewahrungsgefässe von Nahrung und Flüssigkeiten, als Melkeimer, Vogelhäuser oder Lampen. Auch viele Instrumente werden aus Flaschenkürbissen hergestellt – von Saiteninstrumenten wie Kora und Sitar, zu Gefässrasseln wie den Maracas und sogar Mundorgeln. Verschiedenste Pflanzenteile werden zudem als Heilmittel verwendet.

Bittere Gefahr

Auch der Flaschenkürbis enthält das für die Kürbisgewächse typische, hochgiftige Cucurbitacin. Durch Auslese wurde dieser Stoff aus kultivierten Kürbisgewächsen herausgezüchtet, kann aber durch Kreuzbestäubung, z.B. mit Zierkürbissen, wieder in den Früchten vorhanden sein. Deshalb gilt: Bittere Kürbisgewächse nie essen!

August: Duftend statt brennend

Agastache rupestris  - Duftnessel-Art aus den Bergen Arizonas und New Mexikos
Agastache rupestris - Duftnessel-Art aus den Bergen Arizonas und New Mexikos Foto: Deborah Schäfer

Die 22 Duftnessel-Arten (Agastache Clayton ex Gronov.) gibt es in vielen Farben und die meisten blühen bis spät in den Sommer. Die mehrheitlich aus Nordamerika stammenden Stauden sind deshalb in den letzten Jahren in vielen heimischen Gärten beliebte Zierpflanzen geworden und können auch den Speiseplan von Bienen und Schmetterlingen bereichern.

Duftend statt brennend

Der deutsche Name bezieht sich auf die Blätter der Duftnesseln: Die gezähnten Blätter sehen denen der Brennnessel sehr ähnlich, besitzen aber keine Brennhaare. Die Blätter anzufassen ist sogar interessant! Reibt man die Blätter zwischen den Fingern, verströmen sie einen aromatischen Duft – nach Lavendel, Zitrone, Minze oder sogar Anis. Der wissenschaftliche Name Agastache bezieht sich auf die Blüten. Er stammt aus dem Griechischen, wo «agan» «viele» und «stachy» «Getreideähre» bedeutet. Ähnlich wie bei Weizen, Roggen und Co sind die Blüten nämlich in endständigen, mehr oder weniger dichten Blütenständen zu finden.

Nektar für Bienen und Schmetterlinge

Bei den Freilandsukkulenten der Neuen Welt sind verschiedene Duftnessel-Arten zu finden. Darunter Agastache pringlei (Briq.) Lint & Epling mit lila Blütenständen und nach Minze riechenden Blätter. Die aromatischen Blätter und auch die Blüten können in Salaten oder als Tee verwendet werden. Die farbigen Blüten blühen bis in den Spätsommer, wenn das Nektar- und Pollenangebot weniger wird. So können sie für Bienen und Schmetterlinge eine wichtige Nektarquelle sein. Aber Vorsicht! Seltenere und spezialisierte Insekten profitieren oft nicht vom Nahrungsangebot von Neophyten.

Schleckmäuler aufgepasst

Agastache rupestris (Greene) Standl., eine Art aus den Bergen Arizonas und New Mexikos, trägt verschiedene deutschen Namen – Lakritz-Minze ist einer davon. Ihre schmalen Blätter riechen beim Zerreiben, vor allem bei Sonnenschein, süsslich nach einer Mischung aus Lakritze und Minze. Die rot-orangen Blüten mit den langen Kronröhren sind für die Schweizer Insekten wenig wertvoll, sie werden in ihrer Heimat von Kolibris bestäubt.

Juli: Botanischer Sternenhimmel

Grosse Sternendolde (Astrantia major L.)
Grosse Sterndolde (Astrantia major L.) Foto: Katja Rembold

Die Grossen Sterndolde (Astrantia major) gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) und ist in Mittel- und Südeuropa verbreitet. Sie ist eine Bergpflanze, die in Höhen von bis zu 2000 Metern vorkommt und vor allem auf nährstoffreichen Bergwiesen und –weiden und in Hochstaudenfluren wächst.

Botanischer Sternenhimmel

Wie herabgefallene Sterne wirken die eleganten Blütenstände mit ihren sternförmig arrangierten Hüllblättern. Meist sind sie überwiegend weisslich gefärbt, mit unterschiedlichen Abstufungen von grün und rosa. Die sternförmigen Blütenstände haben der Gattung Astrantia ihren Namen gegeben. Dieser setzt sich aus den griechischen Wörtern «aster» (= Stern) und «anthos» (= Blüte) zusammen. Der Artname major bedeutet «gross», denn es gibt in der Schweiz noch eine zweite, kleinere Art, die Kleine Sterndolde (Astrantia minor).

Geschlechtervielfalt

Beim genauen Hinschauen ist zu erkennen, dass sich in den Blütenständen sowohl zwittrige, als auch rein männliche und rein weibliche Blüten befinden. Die weiblichen Blüten haben einen kurzen Blütenstiel und einen grossen Fruchtknoten unterhalb der Blüte. Bei den männlichen Blüten ist der Fruchtknoten verkümmert und der Blütenstiel länger, damit männliche und weibliche Blüten auf einer Höhe sind. Aus ihnen ragen die pollentragenden Staubblätter hervor. Die zwittrigen Blüten haben sowohl einen Fruchtknoten als auch Staubblätter.

Vielfältige Verwandtschaft

Die Namen «Sterndolde» und «Doldenblütler» beziehen sich auf die schmucken doldenförmigen Blütenstände. Die Grosse Sterndolde wird gerne als Zierpflanze verwendet. Es gibt aber zahlreiche andere Vertreter aus der Familie der Doldenblütler, die wir in der Küche als Gewürz- oder Gemüsepflanze kennen, wie z.B. Karotten, Petersilie, Koriander, Fenchel und Kümmel. Aber Vorsicht, nicht alle Doldenblütler sind verträglich: Auch der hochgiftige Schierling und der phototoxische Riesen-Bärenklau gehören zu den Doldenblütlern.

Die Grosse Sterndolde (Astrantia major) ist im Alpinum zu finden.

Juni: Ein echtes Mauerblümchen

Blasses Zimbelkraut (Cymbalaria pallida (Ten.) Wettst.)
Blasses Zimbelkraut (Cymbalaria pallida (Ten.) Wettst.) Foto: D. Schäfer

Zimbelkräuter (Cymbalaria) gehören zu der Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). Es sind 15 verschiedene Arten bekannt, die von Westeuropa über das Mittelmeergebiet bis zum Iran vorkommen. Sie alle haben lange, fädige, kletternde Stängel und gespornte Blüten, welche vor allem von Hummeln gerne besucht werden.

Nur in Italien zu Hause

Eine der 15 Arten ist das Blasse Zimbelkraut (Cymbalaria pallida (Ten.) Wettst.), welches ein Endemit Italiens ist, also nur in Italien und sonst nirgends auf der Welt natürlich wächst. Diese alpine Pflanzenart kommt natürlicherweise nur auf einer sehr kleinen Fläche in den Apenninen auf einer Höhe zwischen 1600 und 2400 Meter über Meer vor. Sie ist sehr gut an widrige Verhältnisse angepasst und wächst gerne auch in kleinen Ritzen zwischen Steinen, wo Erde und Wasser rar sind.

Schweizer Verwandte

Auch in der Schweiz gibt es eine heimische Zimbelkrautart. Nämlich das Mauer-Leinkraut (Cymbalaria muralis G. Gartn. & al.), welches in den Südalpen, von Frankreich bis Jugoslawien, zu finden ist. Auch diese Zimbelkrautart ist in ihrem Wachstum anspruchslos und wächst mit Vorliebe in trockenwarmen Felswänden oder Mauern. Das Mauer-Leinkraut ist sehr reich an Vitamin C und kann mit seinem leicht scharfen, kresse-ähnlichen Geschmack z.B. in einem Salat gegessen werden. Früher wurde ihm zudem eine entzündungshemmende und wundheilende Wirkung nachgesagt, weshalb es in Form von Umschlägen als Heilmittel eingesetzt wurde.

Mauerblümchen

Aufgrund ihrer Anspruchslosigkeit können Zimbelkräuter ohne weiteres in Trockenmauern gesetzt werden, wo sie sich von selbst ausbreiten. Da sie zudem von April bis September hübsche, violette Blüten bilden, sind einige Zimbelkräuter beliebte Gartenpflanzen geworden. Zu den Favoriten zählen das Blasse Zimbelkraut und das Mauer-Leinkraut. Diese zwei Arten sind deshalb heute auch über ihr natürliches Verbreitungsgebiet hinaus zu finden.

Mai: Strand-Flora mitten in Bern

Blick ins Mittelmeerhaus mit Strand-Ringelblume
Blick ins Mittelmeerhaus mit Strand-Ringelblume (Calendula suffruticosa subsp. maritima) Foto: Adrian Möhl

Strandferien dürften auch in diesem Sommer schwierig werden. Auf die typische Strandflora muss aber nicht verzichten, wer dem BOGA einen Besuch abstattet. Im Mittelmeerhaus gibt es eine spezielle Strandecke, wo zwar nicht gebadet, dafür aber das ganze Jahr spannende botanische Entdeckungen gemacht werden können. Einige hier gedeihende Arten lassen die Erinnerungen an Strandferien aufleben, andere wiederum sind so selten, dass wohl die wenigsten je ihr Badetuch daneben ausgebreitet haben.

Keine gewöhnliche Ringelblume

Eine, die hier ihre hübschen gelben Köpfchen dem Sonnenlicht entgegenstreckt, ist die Strand-Ringelblume. Ringelblumen kennen viele Leute als genügsame Gartenpflanzen. Doch anders als die goldgelbblühende Schönheit im Mittelmeerhaus, blühen «gewöhnliche» Ringelblumen meist in satten Orangetönen. Zusätzlich fallen bei der Strand-Ringelblume der verholzte Stängel und die silbrig behaarten Blätter auf. In der Tat: was hier wächst, ist eine absolute Rarität. Die Strand-Ringelblume kommt ausschliesslich auf Sizilien vor und ist dort auch nur gerade an drei Stellen zu finden. Deshalb ist sie auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzen als «vom Aussterben bedroht» taxiert.

Some like it hot

Ringelblumen sind Kinder des Südens und schon in ihrem wissenschaftlichen Namen drücken sie die Liebe zur Wärme aus. Calendula kommt von calere, was übersetzt «wärmen» bedeutet. Der Name ist deshalb passend, weil festgestellt wurde, dass die Blütenblätter auf Wärme reagieren. An einem kühlen Morgen sind die Blütenköpfchen allesamt geschlossen. Sobald die Sonne erscheint und die Blüten wärmt, öffnen sie sich und die offenen Blütenstände erinnern ihrerseits an leuchtende Sonnen. Ringelblumen werden auch in Medizin und Kosmetik verwendet, was sie zusätzlich wertvoll macht. Weltweit sind zwölf verschieden Calendula-Arten bekannt – unsere Strand-Ringelblume ist aber sicher die exklusivste in ihrer Gattung.

April: Geduldiges Warten, grosses Spektakel - Blütenpracht der Magnolie

Blüteninneres der Tulpen-Magnolie (Magnolia x soulangeana ‘Alexandrina’)
Blüteninneres der Tulpen-Magnolie (Magnolia x soulangeana ‘Alexandrina’) Foto: Katja Rembold

Obwohl wahrscheinlich alle, die den Botanischen Garten der Universität Bern regelmässig besuchen auch die wunderschön blühende Tulpen-Magnolie (Magnolia x soulangeana ‘Alexandina’) kennen, hatte sie noch nie die Ehre «Pflanze des Monats» zu sein. Der Grund ist einfach: Obwohl die Blütenexplosion Ende März/Anfang April ein regelrechtes Feuerwerk ist, ist es meist genauso schnell auch wieder vorbei. Zu Magnolien gibt es aber so viel Spannendes zu erzählen, dass ihr nun doch ein Pflanzenportrait gewidmet wird.

Älteste Blumen der Entwicklungsgeschichte

Nach heutigem Wissenstand gibt es mehr als 300 verschiedene Magnolienarten, welche alle in Ostasien und Amerika beheimatet sind.  Magnolien gehören zu den ältesten heute noch lebenden Blütenpflanzen (Angiospermen).  Sie entstanden bereits in der Kreidezeit, also vor über 100 Mio. Jahren. Zu dieser Zeit kamen sie natürlicherweise auch in Europa vor, wo sie aber während der letzten Eiszeit ausgestorben sind. Ihre Ursprünglichkeit ist an ihrer verlängerten Blütenachse zu erkennen, an welcher zahlreiche Blüten-, Staub- und Fruchtblätter schraubig angeordnet sind. Ein weiterer Hinweis für ihre frühe Entstehung in der Evolutionsgeschichte ist die Bestäubung, welche durch Käfer erfolgt.

Geduldiges Warten, grosses Spektakel

Winterharte Magnolienarten sowie viele gezüchtete Sorten sind aufgrund ihrer auffälligen Blüten beliebte Ziergehölze. Die in Europa am häufigsten gepflanzte Kreuzung ist die Tulpen-Magnolie (Magnolia x soulangeana Soul.-Bod.), welche in West-China aus einer Kreuzung zwischen den zwei chinesischen Arten Yulan-Magnolie (M. denudata) und Purpur-Magnolie (M. liliiflora) entstanden ist. Aus der Tulpen-Magnolie wurden verschiedenste Sorten gezüchtet. So auch die Tulpen-Magnolie ‘Alexandrina’, die in Europa am weitesten verbreitet ist. Die dicht behaarten Blütenknospen werden bereits im Herbst gebildet und warten auf die ersten heissen Frühlingstage, um sich dann in einem rosa Spektakel zu öffnen. 

März: Holz so schwer, dass es nicht schwimmt

Blütenknospen des Buchs (Buxus sempervierens)
Blütenknospen des Buchs (Buxus sempervierens) Foto: Deborah Schäfer

Die meisten kennen den Buchs (Buxus sempervirens L.) wohl aus Bauerngärten, wo er die Beete einfasst. Buchs ist eine anspruchslose, immergrüne Pflanze. Sie gedeiht auf sauren und basischen Böden, wächst im Schatten wie auch in der Sonne und erträgt sowohl Feuchtigkeit und - bis zu einem gewissen Grad - auch Trockenheit. Er kann gut in Form geschnitten werden, seine Wurzeln verfestigen die Beete und die kleinen Hecken bieten Windschutz und sorgen für ein optimales Mikroklima im Bauerngarten.

Stolz in Alter und Grösse

Buchs, der oft zu kleinen Hecken zugeschnitten wird, ist eigentlich ein kleiner Baum. Er wächst sehr langsam, kann über 100 Jahre alt werden und eine Grösse von gut acht Meter erreichen. Acht Meter erreicht er in seinem nördlicheren Verbreitungsgebiet. An den südlichen Grenzen seines Verbreitungsgebiets hingegen, im subtropischen Nordafrika, erreicht er auch Höhen von bis zu 20 Meter!

Unscheinbarer Frühlingsblüher

Im März und April, wenn Frühlingsblüher die Landschaften in verschiedensten Farben leuchten lassen, haben auch die unauffälligen Buchsblüten ihren Auftritt. Die kleinen, grün-gelben Blüten wachsen in Knäueln mit jeweils einer weiblichen und 5-6 männlichen Blüten. Obwohl klein und unauffällig, produzieren sie reichlich Nektar und Pollen und sind für viele Insekten eine wichtige Nahrungsquelle.

Holz so dicht, dass es nicht schwimmt

Das enorm dichte Holz des Buchsbaumes ist so schwer, dass es im Wasser sinkt. Die hohe Dichte ist wahrscheinlich auf das langsame Wachstum zurückzuführen, was das Holz wertvoll und teuer macht. Es wird gerne zum Drechseln, z.B. von Schachfiguren, verwendet.

Der Buchsbaumzünsler aus Asien

In der Schweiz ist der Buchs als «beinahe gefährdet» kategorisiert. Eine der Bedrohung für den Buchs ist unter anderem der Buchsbaumzünsler. Er nimmt das Gift des in allen Teilen toxischen Buchs auf und wird so selbst giftig, weshalb er in Europa keine Frassfeinde hat. So breitet er sich seit den 2000er Jahren rapide in Europa aus.

Februar : Ein sonderbares Gras

Der Schwarzen Bambus ist direkt am Zaun auf Höhe Palmenhaus zu bewundern.
Der Schwarzen Bambus ist direkt am Zaun auf Höhe Palmenhaus zu bewundern. Foto: Adi Möhl

In diesem Februar müssen wir uns damit begnügen, die Pflanzen im Botanischen Garten «über den Zaun» zu betrachten. Erstaunlich, was vom Altenbergrain her alles entdeckt werden kann! Einer, der einen ganz besonderen Kontrast zur weissen Schneedecke darstellt, ist der Schwarze oder Schwarzrohr-Bambus.

Ein aussergewöhnliches Gras

Bambusarten kommen natürlicherweise in der ganzen Welt vor – einzig in Europa und der Antarktis fehlen sie. Sie stellen eine riesige Gruppe dar und gehören zu den Süssgräsern, ganz so wie etwa der Hafer auf den Feldern oder die Rispengräser auf der Wiese.  Zwischen 1000 bis 1500 Arten wurden bis heute beschrieben.

Allein in der Gattung Phyllostachys finden sich über 50 Arten, darunter auch der Schwarze Bambus, der am Zaun beim Altenbergrain wächst. Wer hätte gedacht, dass diese Pflanze, mit den auffällig schwarzen und verholzten Halmen ein Gras ist?  

Bambussprossen

Phyllostachys-Arten sind beim Menschen besonders beliebt, weil man die Sprossen von etlichen Arten essen kann. Der Schwarze Bambus wurde 1823 zum ersten Mal nach Europa eingeführt – nicht um ihn zu essen, sondern als Zierpflanze, weil seine aussergewöhnlichen Halme sehr dekorativ sind.

Schwarze Bergwiesen

Natürlicherweise kommt der Schwarze Bambus in den Gebirgen der Provinz Hunan in China vor, wo er auf über 1000 Meter Höhe in offenen Wäldern und Bergwiesen vorkommt und diese oftmals stark dominiert.   

Drei Freunde im Winter

Bambus, Kiefer und Winterpflaume sind in China drei wichtige Pflanzen, weil sie dem Winter trotzen. Bambus und Kiefer sind immergrün und die Pflaume öffnet ihre Blüten manchmal schon im Februar. Deshalb sind Malereien mit den drei Pflanzen in Ostasien sehr beliebt und sie dürfen auch in keinem Garten fehlen – so auch nicht im Asiengebiet im Botanischen Garten, den man vom Altenbergrain wunderbar bestaunen kann. 

Januar: Saftige Kugel

Orangenbaum in der Orangerie
Deborah Schäfer

Im Sommer ist der Orangenbaum (Citrus sinensis (L.) Osbeck) auf der Palmenhausterrasse zu finden, wo im März und April die süss duftenden, weissen Blüten zu bewundern sind. Die Früchte reifen im Winter und sind deshalb für Besucher*innen meist nicht zu sehen. Denn der Orangenbaum stammt ursprünglich aus dem subtropischen Asien und verträgt keine Minustemperaturen. Er überwintert, wie auch fast alle anderen Zitrusfrüchte, vor Kälte geschützt in der Orangerie.

Interessante Familienverhältnisse

Aufgrund genetischer Untersuchungen wird davon ausgegangen, dass die Orange keine natürliche Art ist, sondern eine Kreuzung zwischen Mandarine (Citrus reticulata Blanco) und Pampelmuse (Citrus maxima (Burm.) Merr.), beide ihrerseits bereits Kreuzungen und nicht natürliche Arten. Erstmals wurde die Orange in China oder Südostasien kultiviert. Darauf weist auch der wissenschaftliche Artname «sinensis» hin, was so viel wie «aus China stammend» bedeutet. Erst im 15. Jahrhundert kam die Orange nach Europa. Heutzutage ist sie eine der weitverbreitetsten Früchte weltweit.

Grün und reif – kein Widerspruch

In Regionen mit tropisch-warmen und feuchten Nächten bleiben die Orangen auch wenn sie reif sind, grün. Grün ist also kein Reife-merkmal der Früchte. Da viele Verbraucher dies jedoch nicht wissen, werden grüne Früchte mittels Ethylengas «entgrünt», was sogar zu Qualitätseinbussen führen kann.

Gesunde Kugel

Unter den Zitrusfrüchten ist die Orange diejenige mit dem höchsten Gehalt an Vitamin C. Bereits der Verzehr einer Orange am Tag deckt den Tagesbedarf an Vitamin C eines Erwachsenen. Sie enthält auch viele weitere Mineralstoffe, wie zum Beispiel Kalium, Calci-um und Phosphor.

Farbenfrohes Inneres

Blond- und Blutorangen sind Sorten, welche ursprünglich aus denselben Elternpflanzen, also Mandarine und Pampelmuse, entstanden sind. Mittlerweile gibt es viele verschiedene solche Sorten, die sich vor allem in Grösse, Farbe und Säuregehalt unterscheiden.