Zweijährige Nachtkerze (Oenothera biennis)

Meist ist in den Morgenstunden nur noch wenig von ihrer nächtlichen Schönheit zu erahnen: Die Blüte der Zweijährigen Nachtkerze (Oenothera biennis) Foto: Katja Rembold

Das Schauspiel könnte man sich jeden Abend zu Gemüte führen: Wenn im August die Dunkelheit langsam das Land in die Hand nimmt, dann explodieren die dicken Blütenknospen der Nachtkerzen förmlich und die grossen, hellen Blüten öffnen sich. Es soll Leute geben, die das Spektakel allabendlich verfolgen, Decken in den Garten schleppen und das Schauspiel dem Fernsehflimmern vorziehen. Auch in der Berner Blumenuhr lässt sich das Spektakel beim allabendlichen Eindunkeln verfolgen.

Nachtkerzen gehören der gleichen Pflanzenfamilie wie die ebenfalls gut bekannten Weidenröschen oder die Fuchsien an. Während Letztere vor allem von tagfliegenden Insekten bestäubt werden, so sind die nachtblühenden Oenothera-Arten bei Nachtfaltern und Schwärmern beliebt. Unsere Pflanze des Monats ist zweijährig - im ersten Jahr erscheint zunächst eine Rosette und eine dicke Speicherwurzel. Im zweiten Jahr blüht sie dann, produziert viele Samen und stirbt ab. Die fleischigen Wurzeln diese Art sind rosafarben und essbar - Schinkenwurzel wird die Art deshalb manchmal auch genannt. Wie gut sie schmecken, darüber liesse sich aber lange diskutieren.

Auch wenn viele Leute glauben, dass Nachtkerzen einheimisch sind, so gehören sie zu den Neophyten, also zu den Arten, die nach der Entdeckung von Amerika bei uns eingeführt wurden. Ursprünglich stammt sie aus dem östlichen und zentralen Nordamerika – spätestens seit dem 17. Jahrhundert wurde sie aber als beliebte Gartenpflanze überall in Europa und Asien angepflanzt. Oft ist sie aus den Gärten ausgebüxt, so dass sie heute vielerorts als Teil der einheimischen Flora angeschaut wird. Bisher ist die Zweijährige Nachtkerze nicht als problematische invasive Art aufgefallen. Mancherorts wir die Zweijährige Nachtkerze auch felderweise angebaut, da man aus ihren Samen ein wertvolles, fettes Öl gewinnen kann, welches in der Kosmetikindustrie Verwendung findet.