Botanischer Garten

Geschichte

Der erste Botanische Garten in Bern entstand vor über 225 Jahren. Sowohl der Standort als auch die Aufgaben änderten mit den Jahren. Früher stand neben der systematischen Forschung der landwirtschaftliche, gartenbauliche oder pharmazeutische Nutzen im Vordergrund. Heutige Schwerpunkte sind die Erforschung und Vermittlung der biologischen Vielfalt, der Schutz von seltenen Arten und die Beziehung der Pflanzen zum Menschen.

Vorläufer des heutigen Gartens

1789

Der erste Botanische Garten in Bern wurde an der Vannazhalde - unterhalb des Bundeshauses - durch die "Privatgesellschaft naturforschender Freunde in Bern" - gegründet. Vor allem Jakob Samuel Wyttenbach, Pfarrer an der Heiliggeistkirche, Apotheker Morell von der Rathausapotheke und Kriegsratschreiber Albrecht von Haller, jüngster Sohn des Universalgelehrten, setzten sich für den Garten ein.

1790

Der Garten erhielt schon nach einem Jahr einen neuen Platz, weil die Kinder des Obergärtners "die Keime der ausgesäten Pflanzen zertreten hatten und überhaupt der Garten schlecht besorgt war". Er wurde an die Judengasse (heute Kochergasse) versetzt und dem Inselspital angegliedert, welches sich damals an dieser Stelle befand.

1796

Der Botanische Garten zog erneut um, diesmal an den Langmauerweg. Die Berner Regierung unterstützte das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Dieser Garten bestand bis 1816.

1804

Ein neuer Botanischer Garten entstand bei der heutigen Stadt- und Universitätsbibliothek. Das Grundstück wurde von der Burgergemeinde zur Verfügung gestellt. Damals gehörte der Garten zu einer privaten Akademie, die Mediziner und Pharmazeuten ausbildete. 1823 waren in diesem Garten bereits 300 Alpenpflanzen in Kultur. Er blieb bis 1863 bestehen.

1809

In Bern wurde ein fünfter Botanischer Garten gegründet, am Rande des Bremgartenwaldes, wo heute der Studerstein steht. Er war damals der grösste der Schweiz, mit 320 winterharten Gehölzarten. Die ganze Anlage war für die Öffentlichkeit frei zugänglich, was für die Schweiz ein Novum bedeutete. Dieser Garten bestand bis 1863. Heute zeugen noch einige wenige alte Bäume von der einstmals prächtigen Anlage. Hier war also den Bernern eine gewisse Selbstdarstellung möglich, etwas, das sonst eher den Adelshäusern zustand.

Gründung des heutigen Botanischen Gartens

1859

Der alte Garten bei der Stadt- und Universitätsbibliothek wurde zu klein und genügte den Ansprüchen des Medizin - Unterrichts der 1834 gegründeten Universität nicht mehr. Deshalb beschloss der Regierungsrat des Kantons Bern, am Rabbental ein Grundstück zu kaufen und dort einen Botanischen Garten einzurichten und ein Botanisches Institut zu bauen. Als allgemeiner Grundsatz für den Bau des Gartens "wurde angenommen, dass sämtliche Anlagen möglichst den englischen Systemen angepasst werden sollen und die geraden und regelmässigen Linien und Einteilungen möglichst zu vermeiden seien". Nach diesem Prinzip wurde der englische Landschaftsgarten zwischen Lorrainebrücke, Altenbergrain und Aare erstellt. Ingenieur Durheim entwarf den Gartenplan. Gegen 4000 Quadratmeter vortrefflicher Erde konnten dank der Eisenbahn vom Bau des Güterbahnhofs direkt zum Botanischen Garten gebracht werden. Für die Erdarbeiten wurden zum Teil Sträflinge eingesetzt.

1862

Die Bauten und die Anlagen des neuen Botanischen Gartens wurden fertig gestellt. Die vier ersten Schauhäuser in Bern entstanden auf der teilweise aufgeschütteten Terrasse vor dem Institutsgebäude und die erste Orangerie wurde eingeweiht. Die letzten Pflanzen wurden aus dem alten Garten bei der Stadt- und Universitätsbibliothek in den neuen gezügelt und im Auditorium fand die erste Vorlesung statt. Für die Bepflanzung unternahm Obergärtner Schweizer Einkaufsreisen, beispielsweise ins Elsass zu einem grossen Gartenbaugeschäft. Er machte auch Erkundungsreisen im In- und Ausland. Seit dieser Zeit war der Garten eine wichtige Ausbildungsstätte für die Universität, wo vor allem Mediziner, Pharmazeuten, Biologen und Lehrer die Pflanzen studieren konnten.

1905

Das erste grosse Schauhaus, das Palmenhaus, wurde hinter dem Institut gebaut. Es war 13 Meter hoch und wurde 1977 abgerissen.

1976

Eröffnung der drei neuen Schauhäuser: Palmenhaus, Farnhaus und Sukkulentenhaus. Sie verdrängten unter anderem den alten Schulgarten, eine Sammlung von Gemüsearten, einen Teil des Systems sowie eine Sammlung von Fichtenformen.

ab 1999

Der Garten war ab 1999 durch Sparmassnahmen gefährdet. Die 2002 gegründete Stiftung für den Botanischen Garten Bern konnte ergänzend zu Beiträgen der Universität Bern als privater Träger mit grossen Spenden der Industriellenfamilie Styner, Geldern von Stadt und Burgergemeinde Bern sowie zahlreichen anderen Beiträgen den weiteren Betrieb des Gartens ermöglichen.

2010

Das 150-jährige Jubiläum des BOGA wurde mit zahlreichen gutbesuchten Anlässen und einer Ausstellung gefeiert. Mit viel Enthusiasmus wurden in den Folgejahren gärtnerische, pädagogische, wissenschaftliche und kulturelle Aktivitäten unternommen.

2011

Die Glasdächer der 35 jährigen grossen Schauhäuser wurden ersetzt.

2013

Der Grosse Rat des Kantons Bern beschloss, die bisherigen Mitträger zu entlasten und beauftragte die Universität Bern mit der Führung des BOGA.

Leitung des Botanischen Gartens

Direktoren

1859 – 1897 Prof. Dr. Ludwig Fischer
1897 – 1933 Prof. Dr. Eduard Fischer
1933 – 1962 Prof. Dr. William H. Schopfer
1962 – 1974 Prof. Dr. Max Welten
1975 – 1990 Prof. Dr. Gerhard Lang
1990 – 1996 Prof. Dr. Otto Hegg
1996 – 2006 Prof. Dr. Klaus Ammann
2006 – 2009 Kein Direktor, Verena Gysin Geschäftsleiterin
Seit 2010 Prof. Dr. Markus Fischer

Vizedirektoren

1933 – 1952 Prof. Dr. Walther Rytz
1952 – 1962 Prof. Dr. Max Welten
1975 – 1990 Prof. Dr. Otto Hegg

Obergärtner

1860 Adolf Methfessel
1860 – 1865 Ludwig Schweizer
1865 – 1868 Vinzenz Weiss
1868 – 1892 Severin, St. Petersburg
1892 – 1924 Alexander Schenk
1924 – 1951 Hermann Schenk
1951 – 1975 Willi Schinz, Ceylon
1975 – 1995 Paul Weibel
1995 – 1997 Jörg Husi
1998 Kein Obergärtner
1999 – 2002 Roger Fischer
2002 Jakob Rüegger
2003 – 2008 Christian Bühler
Seit 2009 Kein Obergärtner

Obergärtner Stellvertreter

1948 – 1986 Henri Mathez