Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea)

Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea Rafn)
Foto: Adrian Möhl

In Bern soll man ihm traditionell «Himmelsblüemli» sagen, auch wenn dieser Name heute wohl kaum jemand mehr kennt. Vielleicht stammt dieser Name daher, dass das mit offiziellem Name bekannte Echte Tausendgüldenkraut bei klarem Wetter ihre Blüten gerne dem Himmel entgegenstreckt. Gerade häufig kriegt man das Enziangewächs mit den leuchtenden rosafarbenen Blüten leider auch nicht zu sehen – im Moment blüht es aber prächtig in der Blumenuhr.

Während es bei uns nur zwei einheimische Tausendgüldenkräuter gibt, so ist die Gattung, welche ca. 20 Arten umfasst, besonders im Mittelmeergebiet gut vertreten. Alle haben bittere Inhaltstoffe, für welche sie schon seit dem Altertum zum Lindern von Leberbeschwerden oder bei Appetitlosigkeit eingesetzt wurde. Auch heute noch ist der Extrakt von Tausendgüldenkraut beliebt in Magenbitter. Viele deutsche Volksamen zeugen von dieser Verwendung: Bitterkraut, Magenkraut, Erdgalle oder Wundkraut sind nur einige Beispiele, welche auf die Verwendung dieser Art hinweisen. Wer die hübsche Pflanze auf einer Wanderung sehen möchte, findet sie am ehesten in einer Trockenwiese am Jura-Südfuss.

Die Blüten des Echten Tausendgüldenkrauts sind in den Mittagsstunden voll geöffnet – hier offenbart sich die südliche Heimat unserer Pflanze. Es scheint vor allem die Wärme zu sein, welche dafür sorgt, dass sich die fünfzipfligen Blütenkronen öffnen – bei Temperaturen unter 16° hilft auch gutes Zureden nichts und die Blüten bleiben geschlossen. Nektar bietet das Tausendgüldenkraut nicht an, dafür hält es die Bestäuber mit Pollen und angeblich mit «anbohrbarem Gewebe» bei Laune. Diese weicheren Teile der Blüten scheinen bei Insekten aus Zubrot beliebt zu sein. Besonders Schwebefliegen und Käfer besuchen die leuchtenden Blüten gerne. Wer die Bestäuber bei der Arbeit beobachten will, setzt sich am besten bei schönem Wetter über Mittag zur Blumenuhr.