Stechapfel (Datura stramonium)
Man kann sich fragen, ob Charles Baudelaire, als er 1868 seine Gedichtsammlung «Die Blumen des Bösen» herausgab, sich nicht insgeheim von Stechapfelblüten inspirieren liess. Blumen sind zwar nie böse, aber der Stechapfelpflanze ist so giftig, dass man damit schon allerlei Böses anstellen kann. Wo der Stechapfel ursprünglich herkommt, ist unumstritten: wie alle der je nach Einteilung 10 bis 13 verschiedenen Arten der Gattung Datura stammt er ursprünglich aus Zentralamerika. Was aber zu grossen Diskussionen geführt hat ist die Frage, ob der gemeine Stechapfel bereits vor der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus in Europa verbreitet war oder ob er erst danach eingeführt wurde. Für beide Hypothesen gibt es Vermutungen und Belege – wirklich sichere Beweise fehlen aber wie für so viele Geschichten, welche um diese Pflanzen ranken.
Der Stechapfel gehört zur Familie der Nachtschattengewächse und wie die meisten Mitglieder dieser Familie enthält er in allen Pflanzenteilen ein Gemisch von stark wirkenden Alkaloiden. Besonders konzentriert sind die diese Stoffe, welche in kleinen Mengen auf das Nervensystem wirken, in den Samen – früher war der Stechapfel daher ein gefürchtetes Unkraut in Getreidefeldern, denn wenn seine Samen, welche ähnlich gross wie Weizenkörner sind, ins Mehl gelangen, so wird auch das Mehl stark giftig. In vielen Ländern, in denen die Getreidereinigung nicht so gründlich ist, gibt es auch heute noch jährlich viele Todesfälle, welche auf eine Stechapfelvergiftung zurückzuführen sind.
Die fünfzipfeligen Blüten öffnen sich meist im späten Nachmittag oder in den Abendstunden und verbreiten, einmal geöffnet, einen süssen, schweren Duft, der wesentlich angenehmer ist als übelriechenden Blätter. Stechapfelblüten werden bei uns meist von Nachtfaltern bestäubt, sind aber auch erfolgreiche Selbstbestäuber. Wenn das Wetter trüb ist, so öffnen sich die Blüten manchmal auch mitten im Tag oder bleiben am Morgen geöffnet – meist werden sie dann aber nicht bestäubt.