Silikat-Glocken-Enzian (Gentiana acaulis)

Foto: Gentiana acaulis
Foto: Katja Rembold

Das kräftige Blau und die hübschen, glockenförmigen Blüten haben geholfen, dass die grossblütigen Enziane zu den Lieblingen der alpinen Pflanzenwelt avanciert sind. Während Faltenlilie oder Alpenhelm nur einem ausgesprochen interessierten Publikum von Berggänger:innen bekannt sind, so kennen alle die blauen Enziane. Nur jene obligate Person, die immer alles besser weiss wird nachfragen, ob es sich nun um den Kalk- oder den Silikat-Glocken-Enzian handelt, wenn sich alle über die blauen Blüten am Wegesrande freuen. Sie wird dann auch darauf hinweisen, dass der Silikat-Glocken-Enzian an den grünen Flecken im Innern der Blüten und an den weissen Häutchen zwischen den Kelchzähnen erkannt werden kann. Wie der deutsche Name vermuten lässt, findet sich der Silikat-Glocken-Enzian vor allem auf sauren Böden, während seine Schwesterart die basischen Kalkfelsen vorzieht. Nicht nur bei Bergsteiger:innen sind die blauen Blüten beliebt – auch Hummeln und Bienen freuen sich an ihnen. Pelzige Hummeln passen besonders gut in die blauen Trichter und wenn sie den dunkeln Punktereihen im Blüteninnern folgen (es sind dies die Saftmale, die «Wegweiser» der Blüten, welche angeben, wo der Nektar zu finden ist) so werden sie tüchtig mit Pollen vollgepudert, welchen sie später bei einer anderen Blüte, deponieren. Wie viele Enziangewächse schliesst der Silikat-Glocken-Enzian seine Blüten auch bei Regen oder bei einem Kälteeinbruch – der Silikat-Glocken-Enzian reagiert also nicht wie man meinen könnte auf das Sonnenlicht, sondern vielmehr auf die Temperatur und auch die Erschütterung. Bleiben die Blüten während einer Schlechtwetterperiode lange geschlossen, so kann sich diese Art zur Not auch selber bestäuben – was in den Alpen ganz schön praktisch sein kann.