Über 1’000 wildlebende Arten im BOGA gezählt

Was spriesst, kreucht und fleucht alles im Botanischen Garten (BOGA) der Universität Bern? Der BOGA wollte es genau wissen und hat zusammen mit rund 30 Expertinnen und Experten die Tiere, Moose, Flechten, Pilze und wildgewachsenen Pflanzen auf seinem Gelände gezählt. Dabei kam die vorläufige Zahl von über 1’000 Arten zu Stande. Am 25. und 26. Mai 2019 macht der BOGA mit einem 24 Stunden langen Thementag die Biodiversität für Besucherinnen und Besucher zum Erlebnis.

Der Botanische Garten der Universität Bern (BOGA) ist eine grüne Oase mitten in der Stadt. Er beherbergt nicht nur eine grosse Vielfalt an Pflanzen, sondern bietet auch Lebensraum für Tiere und andere Organismen. Doch wie hoch genau ist die Biodiversität auf den 2.5 Hektaren am Aarehang? Welche Tierarten profitieren von den zahlreichen Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten und wie sieht es mit der Diversität der Moose, Flechten und Pilze aus? In einer grossangelegten Biodiversitäts-Inventur wurden erstmals im BOGA möglichst viele wildlebende Arten in kurzer Zeit gezählt. Das Resultat ist die stattliche Zahl von über 1’000 Arten.

Umfassende Bestandesaufnahme der Biodiversität im BOGA

Wie viele Pflanzenarten auf dem BOGA-Gebiet kultiviert werden, war bereits bekannt: rund 5’500 Pflanzenarten aus aller Welt, darunter auch viele einheimische Pflanzenarten. Auch über die vorhandenen Vogel- oder Wildbienenarten hatte man beim BOGA bereits Kenntnis, ausserdem tappen Iltis und Füchse regelmässig in Kamerafallen. Um ein noch genaueres Bild über die Biodiversität im Garten zu erhalten, hat der BOGA verschiedene Institutionen eingeladen, um sich an einer Bestandsaufnahme über möglichst viele Artengruppen hinweg zu beteiligen. Rund 30 Expertinnen und Experten aus nationalen Datenzentren, Forschungsanstalten, Naturhistorischen Museen und Naturforschenden Gesellschaften haben im April und Mai 2019 Käfer, Libellen, Schmetterlinge, Weichtiere, Reptilien, Amphibien, Fledermäuse, Kleinsäuger, Moose, Flechten, Pilze und wildgewachsende Pflanzen beobachtet, gezählt und bestimmt.

10% der Schweizer Moosflora und eine verschollene Käferart

Bei der Bestandesaufnahme kam zum Teil Erstaunliches zu Tage: Mit über 100 Moosarten beherbergt der BOGA fast 10% der Schweizer Moosflora, und dies auf 0.00005% der Schweizer Landesfläche. Weiter ist eine in der Schweiz seit 120 Jahren verschollene Käferart wieder zum Vorschein gekommen: Der Meerrettich bewohnende Blattflohkäfer Phyllotreta armoraciae, zu dem die letzte publizierte Fundmeldung von Stierlin aus dem Jahr 1898 stammt, wurde im Heilpflanzengarten des BOGA gesichtet. Erfreulich ist ausserdem auch, dass die angelegten Teiche des BOGA von Muscheln bewohnt sind.

Hohe Pflanzenvielfalt bietet Lebensraum für die gesamte Vielfalt der Stadtnatur

Mit dieser Bestandesaufnahme zeigt sich, wie wertvoll die hohe Pflanzenartenvielfalt des BOGA und der vielfältige Lebensraum für die gesamte Biodiversität mitten in der Stadt ist. Dank den vielen unterschiedlichen Strukturen wie Bäumen, Gebüschen, Wasserstellen und kleinen Mauern, dem Wechselspiel von offenen und bewachsenen Stellen, von trockenen und feuchten Standorten, der Vielfalt an Bodentypen und der Hanglage mit diversen klimatischen Verhältnissen finden hier viele Arten und Organismen einen Lebensraum.

Katja Rembold vom Wissenschaftsteam des BOGA freut sich über das Resultat: «Wir sind begeistert, wie viele Arten aus verschiedenen Organismengruppen in so kurzer Zeit im BOGA gefunden wurden. Durch frühere Beobachtungen, sowohl im Rahmen von Forschungsarbeiten als auch nebenbei, wussten wir bereits, dass es im BOGA wesentlich mehr Leben gibt, als die Pflanzen, die wir hier kultivieren. Es gibt noch zahlreiche Organismen, die bisher nicht untersucht wurden oder die andere Jahrezeiten bevorzugen, deshalb gehen wir davon aus, dass es auch weiterhin noch viel zu entdecken gibt.» Markus Fischer, Direktor des BOGA, ergänzt: «Wir sind den zahlreichen Experten und Expertinnen unendlich dankbar für ihren Einsatz, der uns ein erstes Bild über die BOGA-Bewohner erlaubt. Wir sind sehr interessiert, diese Zusammenarbeit langfristig zu prflegen, um in Zukunft auch Veränderungen der Vielfalt erkennen zu können.»

Um die Resultate der Arteninventur einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu machen und es für die Biodiversität zu begeistern, veranstaltet der BOGA am 25. und 26. Mai 24 Stunden lang einen Thementag rund um seine verschiedenen Bewohner.

24h Biodiversität im BOGA – Einblicke in die wahrscheinlich vielfältigste WG in Bern

25./26. Mai, 18.00 – 18.00 Uhr: Im Rahmen des Festivals der Natur dreht sich 24 Stunden lang alles um die Biodiversität im BOGA. Die Besuchenden können die verschiedenen Bewohnerinnen und Bewohner des BOGA bei Tag kennen lernen und Einblicke in das geheime Nachtleben am Aarehang gewinnen: Jagende Fledermäuse, urbane Nachtfalter, Schneckenjad, nachtblühende Pflanzen, morgendliches Vogelkonzert, Artenreichtum der Käfer, Amphibien-Safari, schöner Wildwuchs, Wildbienen- und Schmetterlingsfreundliche Gärten, den Stadtwildtieren auf der Spur, extreme im Pflanzenreich, Mikrokosmos der Pilze, Moose und Flechten.

Wagemutige können sogar im Garten übernachten und Kreative können sich am Sonntag in der Bastelwerkstatt austoben. Für Verpflegung sorgt das Café Fleuri mit erfrischenden Getränken und feinen Häppchen.

Detailprogramm und Anmeldung für Übernachtungen: www.boga.unibe.ch/24hBiodiversitaet

Präsentation der Biodiversitäts-Inventur im BOGA für Medienschaffende

Medienschaffende sind zu einer exklusiven Präsentation der Resultate der Arteninventur und zu einem Rundgang durch den Garten eingeladen.

Datum:

Mittwoch, 22. Mai 2019, 11.00 – 12.00 Uhr

Ort:

Botanischer Garten, Treffpunkt vor dem Palmenhaus, Altenbergrain 21, 3013 Bern

Programm:

  • 11.00 Uhr: Begrüssung durch den Direktor des BOGA, Prof. Dr. Markus Fischer, Präsentation der Resultate
  • Ab 11.30 Uhr: Rundgang durch den Garten und anschliessend Zeit für Interviews (auf Anfrage) und Fotos

Dies ist ein geschlossener Anlass für Medienschaffende. Wir bitten um Anmeldung bis zum 20. Mai 2019 an info@boga.unibe.ch. Interviewanfragen können an dieselbe Adresse gerichtet werden.

Beteiligte Experten und Expertinnen

An der Biodiversitäts-Inventur im BOGA haben sich folgende Experten und Expertinnen und Institutionen beteiligt:

  • Amphibien: Dr. Stefan Hertwig, Laurence Etter, beide Naturhistorisches Museum Bern
  • Flechten: Dr. Steffen Boch, Eidg. Forschungsanstalt WSL; Silvia Stofer, Dr. Christine Keller, Gesa von Hirschheydt, alle drei SwissLichens - Nationales Daten und Informationszentrum der Schweizer Flechten an der WSL
  • Fledermäuse: Cécile Eicher, Fledermausverein Bern
  • Käfer: Dr. Christoph Germann, Naturhistorisches Museum Basel und Entomolgischer Verein Bern
  • Libellen und Laufkäfer: René Hoess, info fauna – Schweizerisches Zentrum für die Kartografie der Fauna (SZKF / CSCF)
  • Moose: Dr. Ariel Bergamini, Helen Küchler, beide Eidg. Forschungsanstalt WSL und Bryolich - Schweizerische Vereinigung für Bryologie und Lichenologie; Dr. Norbert Schnyder, Tobias Moser, beide Swissbryophytes - Nationales Daten- und Informationszentrum der Schweizer Moose
  • Pilze: Dr. Beatrice Senn, Dr. Stefan Blaser, beide Eidg. Forschungsanstalt WSL und Swissfungi - Nationales Daten- und Informationszentrum zur Dokumentation, Förderung und Erforschung der Schweizer Pilzflora; Joëlle Christina Michel, Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern
  • Pflanzen (Wildwuchs): Dr. Stephan Eggenberg, Adrian Möhl, beide Info Flora – Das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora; Dr. Deborah Schäfer, BOGA
  • Reptilien: Christine Wisler, Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz Schweiz (karch); Dr. Stefan Hertwig, Laurence Etter, Naturhistorisches Museum Bern
  • Schmetterlinge: Anne Gattlen; Hans-Peter Wymann, Naturhistorisches Museum Bern
  • Vögel: Andreas Gygax
  • Weichtiere/Mollusken: Dr. Eike Neubert, M.Sc. Beat Pfarrer, Thomas Inäbnit, Jeannette Kneubühler, Tamara Spasojević, alle Naturhistorisches Museum Bern
  • Wildbienen: Felix Amiet, Christine Augstburger

Der BOGA und seine Mission

«Biologische Vielfalt und Mensch», so lautet das Leitbild des Botanischen Gartens der Universität Bern (BOGA). Mit seinen Aktivitäten in den Bereichen Pflanzensammlung, Bildung, Wissenschaft und Kultur vermittelt er die Faszination der biologischen Vielfalt, zeigt ihre Bedeutung für den Menschen, macht aber auch auf ihre Gefährdung aufmerksam und dient ihrer Erhaltung. Sein vielfältiges Angebot richtet sich an alle Altersgruppen, zu allen Jahreszeiten.

Weitere Informationen: www.boga.unibe.ch

15.05.2019