Sonderausstellung «Botanischer Schatz – Die Rückkehr» im BOGA

Der Botanische Garten der Universität (BOGA) widmet seine diesjährige Sonderausstellung den gefährdeten Pflanzenarten in der Schweiz und ihrer Förderung. Von 2’613 einheimischen Pflanzenarten sind 725 gefährdet und gelten deshalb als «botanische Schätze». Die Ausstellung beantwortet Fragen zur Gefährdung und zu Massnahmen für die Artenförderung. Sie richtet sich an Fachleute, interessierte Laien, Schulen und Familien. Eine Freiland-Fotoausstellung des Fotografen Mario del Curto ergänzt das Thema. Die Ausstellung ist vom 5. Juni bis 28. September 2025 im BOGA zu sehen.

Pflanzen nähren und heilen, reinigen Wasser und Luft, nehmen dem Starkregen die Spitze, kühlen während Hitzeperioden und machen glücklich. Sie gehören zur Kultur, inspirieren die Kunst und machen Heimat aus. Einige dieser Arten sind selten geworden, manche sind sogar gefährdet. «Ihnen zu begegnen ist wie das Finden eines Schatzes – eines botanischen Schatzes», sagt Deborah Schäfer, wissenschaftliche Mitarbeiterin im BOGA. Die aktuelle Sonderausstellung zeigt, was der BOGA und seine Partnerorganisationen tun, um diese Schätze zu erhalten und ihre Rückkehr zu ermöglichen.

Fünf Stationen verteilt im Freiland des BOGA erläutern, wie gefährdete Pflanzenarten erkannt werden und welche Unterstützung sie benötigen. Vier gefährdete Pflanzenarten begleiten als Maskottchen durch die Ausstellung und vermitteln humorvoll die Sicht der Pflanzen. In der Spielhalle der Orangerie können Aspekte der Artenförderung spielerisch erkundet werden, unter anderem mit einem einarmigen Banditen und einem Strategiespiel. Verteilt im Freiland sind 24 grossformatige Bilder des Fotografen Mario del Curto zum Thema ausgestellt. Die Ausstellung richtet sich an Fachleute, interessierte Laien, Schulen und Familien.

Selten bedeutet nicht immer auch gefährdet

Ist diese Pflanzenart nur selten oder ist sie auch gefährdet? Muss sie in der Schweiz aktiv gefördert werden? Welche Mittel sollen wo effizient eingesetzt werden? «Eine Art kann in der Schweiz selten sein, global gesehen aber sehr häufig vorkommen und umgekehrt. Deshalb müssen sowohl die globale als auch die Verbreitungen in der Schweiz bekannt sein und berücksichtigt werden», erklärt Schäfer. Auch die Grösse und Vernetzung der einzelnen Vorkommen sei wichtig. Entscheidend für die Einschätzung der Gefährdung ist auch die Entwicklung der Bestände über die Zeit.

Erhaltung und Förderung von Pflanzen

Artenförderung beginnt in der Natur vor Ort (in situ) – diese Form der Förderung hat Priorität. Grundlage dabei ist der Schutz, die Verbesserung und Wiederherstellung von Lebensräumen. Dazu gehören etwa angepasste Pflege oder Renaturierungen. Reichen die Massnahmen in der Natur nicht aus, müssen gefährdete Arten ausserhalb ihres Lebensraumes erhalten und vermehrt werden (ex situ).

Diese Ex-situ-Artenförderung gilt als letzte Rettung: Lebende Pflanzen werden als Ex-situ-Kultur in Töpfen oder in künstlich geschaffenen, möglichst naturnahen Lebensräumen, wie in Botanischen Gärten, erhalten. Alternativ können Samen in Samenbanken über Jahre aufbewahrt werden. Ein wichtiger Aspekt der Ex-situ-Artenförderung ist die Vermehrung von gefährdeten Pflanzenarten, welche danach durch sogenannte Translokationen zurück in die Natur gebracht werden können. Im BOGA gibt es zurzeit rund 20 Keimungsversuche oder Ex-situ-Kulturen, die gepflegt und für Translokationsprojekte bereitgestellt werden. «Die Aufzucht und Pflege dieser Pflanzen sind herausfordernd. Standardvorgehen gibt es kaum. Deshalb ist genaues Beobachten, sorgfältiges Dokumentieren und gärtnerisches Experimentieren nötig», sagt Ex-situ-Gärtner Silvan Glauser. Damit die erworbenen Erkenntnisse nicht verloren gehen, verfasst der BOGA artspezifische Kulturanleitungen, die öffentlich zur Verfügung stehen.

Translokationen sind die Verknüpfung von In-situ- und Ex-situ-Artenförderung. Ex situ vermehrte Pflanzen werden zurück in die Natur gepflanzt, um kleine natürliche Vorkommen zu stärken, verloren gegangene Vorkommen wiederherzustellen oder um Pflanzen an neuen Standorten anzusiedeln, um so zum Beispiel isolierte Vorkommen miteinander zu verknüpfen. Deborah Schäfer setzt sich seit mehreren Jahren mit den Themen Ex-situ-Kultivierung und Translokationen gefährdeter Pflanzenarten auseinander und kennt die Herausforderungen: «Pflanzen zurück in die Natur bringen klingt einfacher, als es in der Realität ist. Die ökologischen und genetischen Bedürfnisse der gefährdeten Arten müssen berücksichtigt werden. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Expertinnen und Experten essenziell.»

Elementare Beiträge der Natur für Menschen

Pflanzen sind die Grundlage der Existenz von Menschen, liefern sie doch Sauerstoff und Nahrung. Auch darüber hinaus tragen sie wesentlich zur Qualität unseres Lebens bei. Sie regulieren Prozesse wie Luftqualität, Klima, Wasserqualität und Wasserkreislauf oder Bodenbildung und Erosionsschutz. Materiell liefern Pflanzen Nahrungsmittel, Medikamente, Energie- und Baumaterial. Aber auch immaterielle Beiträge stellen Pflanzen Menschen zur Verfügung. Dazu gehören Inspiration für Kunst, Heimatgefühl, physische und psychische Erfahrungen sowie Gesundheit oder auch Traditionen.

«Nur gesunde Ökosysteme mit hoher Biodiversität sind in der Lage, alle Beiträge der Natur zu erbringen. Alle Organismen sind Teil dieser Beiträge der Natur für die Menschheit. Jede Art – ob häufig, selten oder gefährdet – ist dabei bedeutend. Der Schutz und die Förderung von Ökosystemen, aber auch jeder einzelnen Art, ist deshalb essenziell für die Qualität des Lebens von heute und für zukünftige Generationen», unterstreicht Markus Fischer, Direktor des BOGA. Die aktuelle Ausstellung greift das Thema der gefährdeten Arten und des Biodiversitätsverlustes auf, zeigt aktuelle Lösungen und erklärt, wer zum Schutz der Pflanzen tätig ist. «Eine Ausstellung, die die «Faszination Biodiversität» vermittelt und Mut macht», so Fischer abschliessend.

Angaben zur Sonderausstellung «Botanischer Schatz – Die Rückkehr»:

«Botanischer Schatz – Die Rückkehr» basiert auf einer Ausstellungsidee des Naturéum, des kantonalen Botanischen Gartens in Lausanne und des Botanischen Gartens der Universität Freiburg.

Die Ausstellung im BOGA dauert vom 5. Juni bis am 28. September 2025. Sie ist täglich geöffnet (Freiland 08:00 – 21:00. Orangerie und Schauhäuser 08:00 – 17:00), der Eintritt ist frei.

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Der Botanische Garten der Universität Bern (BOGA)

Der Botanische Garten der Universität Bern ist seit 1859 eine vielfältige und bunte Oase mitten in der Stadt Bern. Er stellt mit seiner enormen Vielfalt von über 6000 verschiedenen Pflanzenarten aus aller Welt einen Garten des Wissens und Lernens, ein Reich der Sinne und einen Ort zum Verweilen für alle dar. Er zeigt die faszinierende Vielfalt der Pflanzen und vermittelt ihre grosse Bedeutung für den Menschen, macht aber auch auf ihre Gefährdung aufmerksam. Abwechslungsreich und vielfältig ist das gesamte Angebot des BOGA – in den Bereichen Pflanzenvielfalt, Bildung, Wissenschaft und Kultur – für alle Altersgruppen und zu allen Jahreszeiten.

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05.06.2025